Was passiert eigentlich, wenn ein Junge ein rosafarbenes Ü-Ei isst?

Eine besondere 'Unterrichtsstunde' gab es für die Klassenstufe 8 kurz vor den Weihnachtsferien in der Aula: Der Aushilfslehrer Malte Anders war zu Gast und setzte für 90 Minuten "Homologie" auf den Stundenplan, ein unterhaltsames Standup-Programm zum Thema Anderssein und Homosexualität. Dass bestimmte Lebensmittel oder Getränke wie Leitungswasser oder Energydrinks schwul "machen" können, glaubte offenbar keine(r) der Anwesenden, deswegen stellte sich ein freiwilliger Schüler auch gleich zu Anfang entschlossen einem kühnen Experiment: Als Junge erhielt er ein rosafarbenes Ü-Ei zu essen und wird nun heldenhaft die Auswirkungen beobachten, die dies möglicherweise auf seine Persönlichkeit hat.

Malte Anders nahm die achten Klassen mit auf seinen "homologischen" Querschnitt durch die herkömmlichen Unterrichtsfächer. So wurde z.B. geklärt, was der Zungenbrecher LGBTQ eigentlich bedeutet, in Mathematik berechnet, wie viele nicht-heterosexuelle Menschen in Deutschland ungefähr leben und wie viele davon einen Migrationshintergrund haben dürften. In Biologie konnte gelernt werden, dass Homosexualität keineswegs 'unnatürlich' ist, sondern längst in über 1500 Tierarten nachgewiesen ist. Für Klatsch und Tratsch zwischendurch war auch Zeit, etwa beim Betrachten von Promi-Bildern: Wer davon ist wohl schwul oder lesbisch - und wieso denke ich das eigentlich?

Aber es wurde auch ernsthaft, z.B. wenn in den Gesellschaftswissenschaften geschaut wurde, seit wann (erst) homosexuelle Menschen in Deutschland heiraten dürfen, in welchen Staaten der Welt sie immer noch drangsaliert und mit dem Tode bedroht werden oder wie man mit Mobbing umgehen sollte. Auch persönliche Berichte von Malte Anders wirkten eindrücklich, etwa als er von seinem eigenen Coming Out in der Familie erzählte.

Am Ende konnten alle Anwesenden noch Fragen an Malte richten, anonym auf Zetteln. Von "Wie kann man es den Eltern so erzählen, dass sie es verstehen?" über "Wie hast du deinen Mann kennengelernt?" und "Hast du auch Freunde, die nicht schwul sind?" bis hin zu "Verändert sich der Blick auf die Mitmenschen, wenn man selbst homosexuell ist?" zeigten die Fragen ein breites Interesse, persönliche Betroffenheit und große Anteilnahme am Thema. Aber es gab leider auch einige (wenige) Beleidigungen, die dem Darsteller im Schutzmantel der Anonymität zugespielt wurden. Für Malte Anders ist das leider nichts Ungewöhnliches. Dass die Mehrheit der Anwesenden deutlich machte, dass sie nicht bereit ist, sich an solch einen Ton und eine solche Umgangsweise zu gewöhnen, stimmt ausgesprochen zuversichtlich.