Wer
irgendwo im Schulgebäude ältere Schüler mit jüngeren arbeiten sieht,
denkt zunächst einmal an Nachhilfeunterricht. Seit November 2013 könnte
es aber auch sein, dass man einen unserer Lerncoachs erspäht hat, der
gerade dabei ist, sein Coachkind und dessen Bedürfnisse besser
kennenzulernen und es dann ganz individuell zu unterstützen – sei das
bei der Selbstorganisation, bei der Suche nach der genau für dieses Kind
passenden Technik, sich Lernstoff besser einzuprägen oder bei der
Frage, wie es denn anzustellen wäre, im Unterricht besser mitzuarbeiten.
Dass die Kinder Ratschläge von Mitschülerinnen und -schülern im
peer-to-peer-learning meist besser annehmen als von jedem Erwachsenen,
versteht sich von selbst. Dazu kommt noch, dass es da einfach nochmal
einen weiteren Menschen an der Schule gibt, zu dem sie eine
vertrauensvolle Beziehung aufbauen können, jemand, der keine Leistung
verlangt und/oder bewertet.
Die richtige Haltung zum Coachkind und
einen guten Zugang zu diesem zu finden ist dann auch der Schwerpunkt des
ersten von drei Ausbildungsblöcken, nach dessen Absolvierung die Coachs
beginnen, mit „ihren Kindern“ zu arbeiten. Um eine gute Einschätzung
darüber zu erlangen, wie es sich anfühlt, wenn man eine grundlegende
Verhaltensänderung anstrebt, entwickeln die zukünftigen Coachs für jeden
Ausbildungsteilnehmer eine individuelle Strategie für einen
Veränderungswunsch.
In zwei weiteren Blöcken, die jeweils 3
Stunden am Freitagnachmittag und 5 Stunden am Samstag umfassen, werden
Erfahrungen und Fragen der Coachs aufgegriffen und in Kleingruppen
individuelle Strategien erarbeitet. Darüber hinaus erhalten die Coachs
weitere Einblicke in viele Facetten der Thematik „Individualität und
Lernverhalten“ und lernen bei ihrer Sensibilisierung für eine wertfreie
Wahrnehmung und Kommunikation beispielsweise, welche Bedeutung zunächst
harmlos scheinende Wörtchen wie „aber“, „eigentlich“ und „muss“
transportieren. Von solchen Erkenntnissen profitieren nicht nur die
Coachkinder…
Damit all das überhaupt starten konnte, galt es zunächst, jemanden zu finden, der die Ausbildung übernehmen konnte. Ruth Eidenberg, M.A. betreut schon seit Jahren erfolgreich ähnliche Projekte an weiterführenden Schulen in Bonn, arbeitet außerdem selbst als Lerncoach, Sprachlehrerin und Beraterin bei beruflicher und privater Um- und Neuorientierung und erwies sich aufgrund ihrer Erfahrung als Idealbesetzung. Seit 3 Jahren wird sie unterstützt von Assistenten und Assistentinnen, die in ihrer Schulzeit die Lerncoachausbildung absolviert haben, inzwischen die unterschiedlichsten Fächer studieren und aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen als Coachs das Training sehr bereichern.
Die Ausbildungskosten übernahmen in den ersten Jahren die Wormser Soroptimisten und die ALISA-Stiftung, inzwischen sorgt unser Förderverein dafür, dass das Projekt weiter bestehen kann. Ihm sei an dieser Stelle nochmal herzlich gedankt!
Last but not least gilt es, geeignete Interessenten zu finden, die dazu bereit sind, in ihrer Freizeit die Ausbildung zu absolvieren und sich zu verpflichten, einmal wöchentlich ehrenamtlich mit ihrem (vom jeweiligen Klassenlehrer vorgeschlagenen) Coachkind zu arbeiten. Insgesamt 12 Schülerinnen und Schüler übernehmen derzeit diese verantwortungsvolle Aufgabe. Einen riesigen Dank an euch alle, eure Arbeit bereichert unser Schulleben um einen wichtigen Teil!