Das Projekt Schifffahrt in der Antike beschäftigt sich (anders als der Name, unter dem das Projekt läuft) mehr mit Nachhaltigkeit als mit der Antike. Wer auch immer den Namen so festgelegt hast, er hat das ohne die Zustimmung der Projektleiter innen gemacht. Jedoch muss man immer, wenn man sich die heutige Schifffahrt anschaut, auch die antike betrachten. Daher wurde am Donnerstag, dem 2. Juni ein Ausflug gemacht, um ein rekonstruiertes, römisches Patrouillenboot zu besichtigen. Dieses lag in Neupotz an einem Altrheinarm in einem Baggersee. Um dorthin zu kommen brachen alle am Projekt Teilnehmenden inklusive Teilen der Online-Redaktion um 7:45 Uhr am Hauptbahnhof in Worms mit dem Zug auf , stiegen unterwegs mehrmals um und kamen schließlich doch gegen halb 11 am Römerschiff an.
Die Gruppe bestand aus 17 Personen, 14 hochmotivierte Schüler, begierig darauf, sich auf dem Schiff abzuschuften, sowie drei Lehrerinnen ( Simone Steidel, Anne Schlitz und Jutta Walther). Das Wetter war warm, nicht zu heiß, dafür herrschte ein kühler Wind von etwa Stärke drei. Ein Wind, der zwar zu Problemen führen könnte, aber der Verantwortliche war zuversichtlich, dass die Gruppe das Schiff ohne Probleme vom Steg wegrudern können würde , sofern man auf seine Anweisungen höre. Letzt lich funktionierte alles, die Rudersklaven, gemeinhin die Schüler innen und Schüler, ruderten das Schiff vom Steg weg. Als Schlagmann (die beiden Ruderer, die den Takt vorgaben) fungierte der Autor dieser Zeilen sowie Finn Ritterspach. Auf jeder Seite befanden sich damit, Schlagmänner mitgezählt, 8 Ruderer . Dieter Heim, der Geschäftführer des Vereins Lusoria Rhenana, dem Besitzer des Schiffs, lenkte das antike Ungetüm mit seinen Steuerrudern, brachte den Ruderneulingen aber auch bei, wie man Kurven fuhr, abbremste oder in einer Art La-Ola-Welle beschleunigt.
Da die rundernd Aktiven nicht zu begierig darauf war, durchgehend zu rudern, gab es immer wieder Pause n , in denen das Projekt etwas über die Antike erfuhr und Dinge gezeigt bekam , die aus dem Baggersee geholt wurden - u nter anderem der Backenzahn eines Mammuts, sowie zwei Schwerter, eins mit gefaltetem Stahl und ein “Billigschwert” mit einer einfachen Stahlschicht. Der Unterschied zwischen den beiden Schwertern war, nur deutlich spürbar, das Schwert aus Sarazener Stahl (antike Bezeichnung für Schwerter mit gefaltetem Stahl) war etwas schwerer, besonders aber stabiler. Nach etwa zweitausend Jahren auf dem Grund eines Sees waren aber natürlich beide verrostet. Auch den Blick auf den Rhein vor und nach der Rheinbegradigung gewährte Heim mithilfe einer Karte von 1880 (danach) sowie einer anderen von 1600 (davor). Der Unterschied war faszinierend: vor der Begradigung war der Rhein keine schnurgerade Linie, sondern eine gewundene Schlange, mit großen und weiten Auen, die während der Schneeschmelze regelmäßig überflutet wurden.
Gegen Ende der Fahrt auf dem See, nach etwa anderthalb Stunden, wurden alle doch recht nah ans Ufer getrieben, sodass auch Guide Dieter Heim etwas unruhigt wurde, das Schiffbauprojekt jedoch mit einem scharfen Wendemanöver wieder hinaus auf den See brachte und so die Havarie abwendete .
D ass der Ausflug recht anstrengend war, erschließt sich von selbst, dass es sich definitiv gelohnt hat, bezeugten alle Mitreisenden . Rudern ist anstrengend, aber auch extrem interessant – besonders auf römischen Booten.
Tom Milius