Möbelentwickler zu Gast beim Minimöbelprojekt des Rudi-Stephan-Gymnasiums
„ Wo ist denn die Leinöl-Firnis?“ schallt es durch den Raum. Im Mini-Möbel-Projekt des RSG wird während der Projektwoche gesägt und gebohrt, gefeilt und geschleift, bemalt und poliert, was das Zeug hält. Kunstlehrer und Projektleiter Reinhard Tiemann ist begeistert von seinen Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe acht und elf: „Die kamen am ersten Tag alle mit einem fertigen Entwurf aus Pappe ins Projekt und haben sofort losgelegt.“ In der Vorbesprechung zur Projektwoche haben die Teilnehmenden Bekanntschaft mit dem Objekt „dermitnehmer“ gemacht. Es handelt sich dabei um einen leichten Stuhl zum Zusammenstecken aus Holz. Erfunden und designed hat ihn der Musikalienhändler und seit Kurzem eben auch Möbelentwickler Michael Ziem aus Mainz: „ Ich gehe gerne im Sommer zu Open-Air-Konzerten und da fehlte mir der passende Stuhl. Bei diesen typischen Campingstühlen hat mich gestört, dass die zwar mit dem Stoff eine schöne, angenehme Sitzfläche haben, aber bei längerem Sitzen stört einfach dieses Alu-Rohr und dann habe ich überlegt: Wie kann ich das aus Holz besser machen“, erklärt Ziem, der für die Projektwoche am RSG täglich aus Mainz gefahren kommt , um den Rudis beim Basteln ihrer eigenen Mitnahmemöbel Schützenhilfe zu leisten.
Kunstlehrer Tiemann hatte den Möbelentwickler in Mainz im Pop-up-Store des ehemaligen Karstadt-Gebäudes kennengelernt und war von dessen Stuhl ganz begeistert. Es reifte die Idee, derartige Möbel nachhaltig in der Projektwoche aus Pappelholz selbst herzustellen und Michael Ziem sagte dem Lehrer des Rudi-Stephan-Gymnasiums, angetan von der Idee, seine Kooperation zu.
„ Die Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Tagen hervorragende Objekte hergestellt“, ist Rainer Spoor, Chemie- und Erdkundelehrer am Rudi und der dritte Projektleiter im Bunde, voll des Lobes für die Achter und Elfer. „Die Schwierigkeit ist, dass man Stabilität in die Möbel bringt“, was bedeute, dass man immer von drei Ebenen her denken müsse, so Spoor. „Und dann kommt da eben dazu, dass die Stecktechnik im wahrsten Sinne des Wortes ausgefeilt sein muss“, was einerseits mit präziser Sägearbeit, andererseits aber eben auch mit bestimmten Tricks und Kniffen zu erreichen sei: „Da hat uns Michael Ziem ganz toll geholfen“, freut sich Spoor.
Zum Beispiel beim Fußschemel von Valentin Eller (8. Klasse). Der Schüler hat ein ziemlich wackliges Pappmodell in der Hand, die sauber bearbeiteten und weiß bemalten Einzelteile aus Holz liegen vor ihm auf der Arbeitsfläche zum Trocknen. „Dadurch, dass ich die Kerbe von außen schräg angesetzt habe, bekam der ganze Schemel die nötige Stabilität“ erklärt Eller zufrieden. Alperem Levent (MSS 11) hat einen kleinen Gebetstisch gebastelt. Den ölt er gerade mit Leinölfirnis ein und freut sich, dass er das formschöne und schlichte Objekt nach der Projektwoche mit nach Hause nehmen darf.
Ähnlich stolz zeigen sich die Geschwister Abdallah (8. Klasse) und Missk Rahim (MSS 11). Sie haben einen Hocker in Blaugrau zuammengesteckt, der eher die Anmutung eines professionellen Ikeamodells als die eines Werkstatt-Eigenbaus hat. Mit einem kleinen Unterschied: Beim Möbeldiscounter wären wahrscheinlich Schrauben und Stifte zum Befestigen dabei. Dieser Hocker, bestehend aus drei Teilen, braucht nichts dergleichen. Einfach zusammenstecken. Das wars.
Bk
Und hier noch ein paar weitere Impressionen: